Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche

                   ISSN 2509-7601





Missbraucht Viola Kohlberger Macht durch präskriptives Framing, um Kardinal Woelki zu schaden?

Der Synodale Weg mit erkennbar machiavellistischen Attitüden 
 
Kirche mochte es zu allen Zeiten, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Gewiss lautet die Erkenntnis, dass es dann viel zu tun gibt. Erste Anzeichen dafür mag es bereits im Neuen Testament geben. Markus 9,33 war nur der Anfang. Noch deutlichere Hinweise auf diese Selbstreferenzialität gibt es allerdings derzeit in Deutschland. Selbstverständlich ist damit der sog. Synodale Weg gemeint, der durch das Kirchensteuersystem satt gepampert wird und ebenso zur Spaltung neigt wie das Erste Vatikanische Konzil. Der Riss geht mitten durch die Versammlung, die gar nicht einmal die Basis repräsentiert. Diese scheint die Ränkespiele des teuren deutschen Gremien- und Klerikerkatholizismus gar nicht wahrzunehmen.

Selbstzufriedenheit des Gremienkatholizismus

Daniel Deckers und Thomas Jansen von der FAZ brachten es jüngst auf den Punkt: Die plakatierte Disruption von Kirche sei gar nicht mehr das Thema. "Stattdessen eine sedierende Mischung aus der üblichen Selbstzufriedenheit des Gremienkatholizismus und der Zufriedenheit mit allen Beschlüssen, die im Kern auf die Verbesserung der Stellung von einzelnen Berufs- oder Statusgruppen innerhalb der verfassten Kirche hinausliefen." (FAZ 3.10.2021)

Polemisch betrachtet geht der vielbeschworenen Basis das "deutsch-nationale Kirchenveränderungsprogramm" (Die Tagespost 15.9.2021) nahezu am Derrière vorbei. Wenn denn Notiz genommen wird, dann eher durch diejenigen, die nur noch Anlässe sehen, sich gänzlich von der communio sanctorum abzuwenden, falls es nicht schon längst geschehen ist. Ein unheilvolles Wetteifern um die mediale Darstellung ist zu beobachten.


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An den Haaren herbeigezogen oder nur unglaubwürdig?

Viola Kohlberger fiel mir in der Berichterstattung über den Synodalen Weg auf. Ihr Instagram-Clip hat mich irritiert zurückgelassen. Während des Betrachtens fragte ich mich mit zunehmender Spannung: Ja, wann kommt sie denn jetzt zum Kern? Wo ist ihr fundamentum in re?

Meines Erachtens werden in Kohlbergers Einlassung lediglich subjektive Vorhaltungen und derbe Insinuationen gestreut, die weder substanziiert noch fair erscheinen. Ich wusste mich bei der Rezeption nicht zwischen "völlig an den Haaren herbeigezogen", "schier unglaubwürdig" und "peinlich bis zum Fremdschämen" zu entscheiden. An dieser Stelle möchte ich einen Wunsch äußern: Auf eine Proseminararbeit von Viola K. zu dieser Causa mitsamt aller Marginalien wäre ich sehr gespannt.

Kohlbergers Machtmissbrauch durch präskriptives Framing?

Kohlbergers Framing ist beachtlich. Zunächst leitet sie ihren Vortrag mit der Befürchtung ein, dass sie "richtig Ärger bekommen kann". Das wirkt als freiwillige Infantilisierung regressiv. Dann wird es eindrücklicher: "kein sicherer Ort", "Schutz des Systems", "Toilette", "abgefangen worden", "verbales Um-sich-Schlagen", "zu nah", "krass unangenehm", "größer als ich" und "angegangen". Eine Kulisse wird entworfen, die man in moralischer Hinsicht kaum überbieten kann. Ihre Schilderung ist nach genauer Durchsicht vollkommen emotional und tendenziös. Sie wirft kein gutes Licht auf die Debattenkultur des Synodalen Weges.

Kohlbergers Parteivortrag evoziert nachgerade die Rückfrage: Wäre es nicht auch möglich, dass Herr Woelki das persönliche Gespräch gesucht hat, nachdem sie ihn am Vortag öffentlich und erkennbar zum Rücktritt aufgefordert hatte? Kann es sein, dass die Kommunikation schlichtweg nicht gelang? Auch weil sich die junge Theologin und Pfadfinder-Vorsitzende vielleicht in ihrer wahrnehmbaren Unsachlichkeit verheddert haben mag und möglicherweise überfordert war. Man muss gewiss kein Freund des Kölner Kardinals sein, um dieses vermuten zu können.

Opfernarrativum & Wagenburg ...

Eine weitere Frage drängt sich mir jedoch ganz übel auf: Könnte es nicht auch als Machtmissbrauch gewertet werden, ein derart nachkartendes und mit augenscheinlich manipulativen Subtexten versehenes Instagram-Video zu posten, anstatt das weitere Gespräch auf der Synode selbstbewusst einzufordern?

Das Opfernarrativum ist mir hier zu hoch dosiert. Hier enttäuscht mich Viola Kohlbergers linkisches Posting in puncto Emanzipation, denn einen Diskurs eröffnen und dann nach einer ersten Schlappe außerhalb der Wagenburg kneifen und sich mit Schutzbehauptungen à la Me too auf sicheres Terrain zurückkehren ... sorry, emanzipiertes dialektisches Stehvermögen sieht anders aus. Ein unguter Beigeschmack des Hypokritischen und Infamen bleibt leider zurück.

Die Leserinnen und Leser mögen sich bitte selbst ein Urteil bilden.

Mein Fazit

1. So wird das nichts. Schon gar nicht mit derlei Diskurspartnern. Vom Synodalen Weg ist nichts wirklich Gutes mehr zu erwarten.

2. Wer diejenigen Mittel anwendet, die er seinen Diskurspartnern vorwirft, stellt selbst sehr viele Fragen, die dann durch andere beantwortet werden.

3. Die Frage, ob Kirche zu einer Disruption in der Lage wäre, scheint allerdings längst beantwortet worden zu sein.  (mpk/4.11.2021)


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PS 1: Audiatur et altera pars - für dialektisch Erfahrene ...


PS 2:  Gäbe es nicht auch Alternativen - wohl allerdings ohne kirchliches Salär in Festanstellung? Vor vielen Jahren plauderte Herbert Vorgrimler in einer Vorlesung einen Tipp Karl Rahners aus. Vielleicht ist diese Anregung aber auch eine Art Kategorienvermischung. Nur gibt es diese ohnehin und zuhauf in den Gesprächsprozessen des Synodalen Weges.


                                                                                                                        

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