Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche

                   ISSN 2509-7601

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    

Papst Benedikt XVI. & Prof. Dr. Joseph Ratzinger  

"Frühe Zitate von Joseph Ratzinger"                                                           Eine Zusammenstellung von Prof. Dr. Norbert Scholl                                                                                                                                               Der junge Theologe Joseph Ratzinger hat als offizieller Berater (Peritus) des Kölner Kardinals Josef Frings das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) entscheidend mitgeprägt. Da er nach eigener Aussage „in allen wesentlichen Dingen doch identisch geblieben“ sei (Fernsehinterview am 13. August 2006), darf sein jetziges Wirken auch an seinen frühen Aussagen gemessen werden.

Papst: Moralische Bindung an die Stimme der Gesamtkirche (1966)

„(Der Papst untersteht) bei seinem Handeln keinem äußeren Tribunal […”>, das als Appellationsinstanz gegen ihn auftreten könnte, wohl aber an den inneren Anspruch seines Amtes, der Offenbarung, der Kirche gebunden ist. Dieser innere Anspruch seines Amtes schließt aber auch eine moralische Bindung an die Stimme der Gesamtkirche ohne Zweifel mit ein. … (Der Papst hat die Verpflichtung), auf die Stimme der Bischöfe zu hören, und umgekehrt (haben die Bischöfe die Pflicht) von sich aus initiativ zu werden.“ (Kommentar zu den Bekanntmachungen [„Notae“”> im Anschluss an „Lumen gentium“, LThK, Ergänzungsband I, Freiburg 1966, 356)

Historisch-kritische Methode der Schriftauslegung (1967)

„Sicher ist, dass es keinen Weg mehr an der historisch-kritischen Methode (der Schriftauslegung, N.S.) vorbei gibt und dass sie gerade als solche einem Anspruch der Sache der Theologie selbst entspricht.“ (Kommentar zur Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung [„Dei Verbum“”>: LThK, Ergänzungsband II, Freiburg 1967, 499)

Gottessohnschaft Jesu (1968)

„Die Gottessohnschaft Jesu beruht nach dem kirchlichen Glauben nicht darauf, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte; die Lehre vom Gottsein Jesu würde nicht angetastet, wenn Jesus aus einer normalen menschlichen Ehe hervorgegangen wäre. Denn die Gottessohnschaft, von der der Glaube spricht, ist kein biologisches, sondern ein ontologisches Faktum.“ (Einführung in das Christentum, München 1968, 225)

Grundelemente der Kirche (1968)

„Als die Grundelemente der Kirche erscheinen Vergebung, Bekehrung, Buße, eucharistische Gemeinschaft und von ihr her Pluralität und Einheit: Pluralität der Ortskirchen, die aber doch nur Kirche bleiben durch die Einfügung in den Organismus der einen Kirche.“ (Einführung in das Christentum, München 1968, 288).

Ergänzungen durch die Redaktion:                                                           
„Ich möchte versuchen, mit aller gebotenen Vorsicht einen konkreten Vorschlag zu formulieren, der mir in diesem Rahmen zu liegen scheint. Wo eine erste Ehe seit langem und in einer für beide Seiten irreparablen Weise zerbrochen ist; wo umgekehrt eine hernach eingegangene zweite Ehe sich über einen längeren Zeitraum hin als sittliche Realität bewährt hat und mit dem Geist des Glaubens, besonders auch in der Erziehung der Kinder, erfüllt worden ist (so dass die Zerstörung dieser zweiten Ehe eine sittliche Größe zerstören und moralischen Schaden anrichten würde), da sollte auf einem außergerichtlichen Weg auf das Zeugnis des Pfarrers und von Gemeindegliedern hin die Zulassung der in einer solchen zweiten Ehe Lebenden zur Kommunion gewährt werden“. (Joseph Ratzinger, Zur Frage nach der Unauflöslichkeit der Ehe, in: Ehe und Ehescheidung – Diskussion unter Christen, Kösel-Verlag 1972)  

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Buchrezension

Marco Politi - Benedikt. Krise eines Pontifikats 

Als Marco Politi im September 2011 mit seinem Buch „Joseph Ratzinger. Crisi di un papato“ aufwartete und daraufhin in den deutschen Medien mit dem Satz "Joseph Ratzinger hätte nicht Papst werden dürfen" zitiert wurde, konnte man im allerersten Augenblick klischeehaft denken, dass der Vortrag zur üblichen medialen Melange eines Antiklerikalismus oder eines allzu eilfertigen ...  mehr   

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2 x Hans Küng, 1 x Herbert Vorgrimmler: Eine Frage wird immer wieder deutlich: Hat sich jetzt Ratzinger im Laufe der Jahre verändert? Ja oder nein? Küng neigt eher zum Ja und erklärt dieses mit dem purpur-süßen Gift kirchlicher Karrieren, was zweifelsohne auch in anderen Fällen deutlich wird, mag das berufliche Fortkommen des Betroffenen auch noch so marginal sein. Küng erwähnt die widersprechenden Thesen seines Schülers Hermann Häring, der bei Ratzinger ...  mehr                         

                                                                                                                          
(Nicht) Die eigene Gestrigkeit verteidigen (1969)

„Sekundärer, selbstgemachter und so schuldhafter Skandal ist, es, wenn unter dem Vorwand, die Rechte Gottes zu verteidigen, nur eine bestimmte gesellschaftliche Situation und die in ihr gewonnenen Machtpositionen verteidigt werden, […”> wenn unter dem Vorwand, die Unabänderlichkeit des Glaubens zu schützen, nur die eigene Gestrigkeit verteidigt wird, […”> wenn unter dem Vorwand, die Ganzheit der Wahrheit zu sichern, Schulmeinungen verewigt werden, die sich einer Zeit als selbstverständlich aufgedrängt haben, aber längst der Revision und der neuen Rückfrage auf die eigentliche Forderung des Ursprünglichen bedürfen. Wer die Geschichte der Kirche durchgeht, wird viele solcher sekundären Skandale finden - nicht jedes tapfer festgehaltene Non possumus war ein Leiden für die unabänderlichen Grenzen der Wahrheit, so manches davon war nur Verranntheit in den Eigenwillen, der sich gerade dem Anruf Gottes widersetzte, der aus den Händen schlug, was man ohne seinen Willen in die Hand genommen hatte.“ (Das neue Volk Gottes, Entwürfe zur Ekklesiologie, Düsseldorf 1969, 317 f).

„Die Freiheit der Theologen und der Theologie” (1969)

„In voller Loyalität und eindeutiger Treue zur katholischen Kirche sehen sich die unterzeichneten Theologen veranlaßt und verpflichtet, mit großem Ernst öffentlich darauf hinzuweisen: die durch das Zweite Vatikanische Konzil wieder gewonnene Freiheit der Theologen und der Theologie zum Dienst an der Kirche darf heute nicht erneut gefährdet werden … Aber wir sind überzeugt, daß irrige theologische Auffassungen nicht durch Zwangsmaßnahmen erledigt werden können. In unserer Welt können sie wirkungsvoll nur durch eine unbehinderte sachliche wissenschaftliche Diskussion korrigiert werden, in der die Wahrheit durch sich selbst siegen kann. Wir bejahen mit Überzeugung ein Lehramt des Papstes und der Bischöfe, das unter dem Worte Gottes und im Dienste der Kirche und ihrer Verkündigung steht. Aber wir wissen zugleich, daß dieses pastorale Verkündigungsamt die wissenschaftliche Lehraufgabe der Theologen nicht verdrängen oder behindern darf. Jegliche Art von noch so subtiler Inquisition schadet nicht nur der Entwicklung einer gesunden Theologie. Sie fügt zugleich der Glaubwürdigkeit der gesamten Kirche in der Welt von heute unabsehbaren Schaden zu” (Erklärung „Die Freiheit der Theologen und der Theologie”, 1969, von etwa vierzig Theologen [u.a. auch Walter Kasper, Karl Lehmann und Joseph Ratzinger”> unterzeichnet). Zukunft des Ökumenismus (1979) „Nicht die Einheit bedarf der Rechtfertigung, sondern die Trennung“, und dies „in jedem einzelnen Fall“ (Prognosen für die Zukunft des Ökumenismus, in: Ökumene – Konzil – Unfehlbarkeit, Innsbruck 1979, 208-215).

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Eine tiefgehende Analyse der Theologie Joseph Ratzingers ist nachzulesen bei Hermann Häring: Der Glaube der Kirchenväter? Zu den Grundlagen von J. Ratzingers Theologie 

Sonderseite "Benedikt XIV" der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche"                                                                                                                      
                                                                                                                        
                                                                                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                               

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