Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche

                   ISSN 2509-7601

 

                                                                                                            

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ORIGINAL UND BEARBEITUNG                                             & ANGENEHMES ZEITGENÖSSISCHES                              aus der "Orgelliteraturliste Hans-Dieter Karras"

                                               
 Manualiter leicht bis mittel                                                                                                      

The Organist's Treasury, Vol. 1-2
One Hundred Pieces for Manuals

Kevin Mayhew Ltd, Bruy St.Edmunds,
ISBN 0 86209 248 5 - ISBN 0 86209 376 7

Der relativ junge englische Verlag Kevin Mayhew beeindruckte von Anfang an mit überaus schön gestalteten Ausgaben und vielschichtigem Repertoire und der Entdeckung von jungen englischen Komponisten, die hervorragende Gebrauchsmusik zu schreiben verstehen. Leider überschneiden sich viele Stücke der unterschiedlichen Bände im Verlagsprogramm. Aber die beiden manualiter Bände und die drei pedaliter Bände (siehe unten) sind geradezu ein Muß. Viele nebenberufliche Organisten werden mit diesen 5 Bänden lange Jahre ihre Gottesdienste gestalten können. Die Mischung aus Originalwerken und Bearbeitungen und die Vielzahl der vertretenen Komponisten aus allen möglichen Epochen macht den besonderen Reiz aus. Man hat bekannte Namen wie Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel, Joseph Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, César Franck, Johannes Brahms, Edvard Grieg, Peter Tschaikowski, Louis Vierne, weniger bekannte Namen wie Jaques Naudot, Zdenek Fibich, Johann Burgmüller, Samuel Wesley, Gustav Merkel und unbekannte Namen wie Déodat de Sévérac, Edward MacDowell, Georg Goltermann, Friedrich Kühmstedt, Heinrich Hofmann und Eduard Schütt. Neben Mozarts berühmter Motette Ave verum sind aber viele weniger bekannte Werke und auch zahlreiche Originalkompositionen vertreten. Das wunderschöne "Prayer" (Gebet) von Alfred Hollins oder die wirkungsvolle "Cebell" von Henry Purcell oder eine kecke Tarantella von Moritz Moszkowski vermögen auch dem nicht Pedal gewandten Klavierspieler abwechslungsreiches Orgelspiel. Für die Zuhörer, besonders im Gottesdienst allemal ein großer Gewinn.


Baroque Music for Manuals, Vol.1-6
Edited and Arranged by S. Drummond Wolff

Concordia Publishing House, St.Louis, Missouri
97-5341, 97-5406, 97-5813, 97-5973, 97-6090, 97-6515

Eine sehr schöne Sammlung ohne Anspruch auf historische Genauigkeit, da die Stücke vom Herausgeber für den praktischen Gebrauch eingerichtet und manchmal etwas gekürzt und auch vereinfacht wurden. Dafür kann man dann auch vielfältig damit umgehen. Die Trumpet tunes und Stücke mit Solomelodie lassen sich zweimanualig, aber eben ohne Pedal spielen, gut für Umsteiger vom Klavier oder dem Keyboard. In jedem Band wechseln temperamentvolle Sätze mit ruhigen Stücken ausreichend ab. Die lebhaften kommen oft aus der Ecke der Trumpet tunes und Rigadoons, Händels Feuerwerks- oder Wassermusik, die ruhigeren umfassen aber auch Sätze wie das berühmte Largo von Händel, das Adagio g-moll von Albinoni, die Air und Arien von Bach (Bist du bei mir), sowie Sätze aus Instrumentaltrios, Konzerten, Kantaten und Oratorien. Überhaupt ist das interessante dieser Sammlung die Transkription, also die Bearbeitung von anders besetzter Musik für die Orgel. Diese höchst barocke Praxis bekommt den hier ausgewählten Stücken genauso gut, wie dem Spieler und Zuhörer. Auch benötigt man bei diesen Stücken noch nicht so genaue Kenntnis der Ornamentierungen und Verzierungen, sie sind eher leicht gesetzt. Der im Umgang mit Harmonisation versierte Spieler kann die Harmonien der Begleitung selbst auffüllen und die Baßlinien bei gutem Können im Pedal spielen. Letztere Form wende ich auch mit Schülern an, damit sie mehr Gefühl für den Satz und für die Improvisation barocker Muster bekommen. Aber selbst an einem einmanualigen Positiv lassen sich alle Stücke ebenso gut darstellen. Weiterhin umfaßt die Sammlung auch bekanntere Piecen von Bach, Händel und Purcell und ergeben damit zusammengenommen schon eine länger andauernde Beschäftigungsmöchlichkeit, als auch Repertoiresammlung für unterschiedlichste Gottesdienste. Außerdem ist jeder Band bunt gemischt und wird darum so schnell nicht langweilig. Der Schwierigkeitsgrad ist mittel, aber dieses eher noch moderat. Allerdings sind oft keine günstigen Blätterstellen ausgewählt, was bei den meist ein- bis höchstens dreiseitigen Stücken besser hätte gelöst werden können.

Volume 1: 15 Stücke von Jeremiah Clarke, Georg Friedrich
Händel, Michel-Richard de La Lande, Arcangelo Corelli, Henry
Purcell, Jean-Marie Leclair, Georg Philip Telemann, Giuseppe
Sammartini, Antonio Vivaldi, Pietro Nardini und Tommaso
Albinoni (u.a. Air en Echo der Musique Royale von Delalande,
Pastorale von Sammartini)

Volume 2: 20 Stücke von Jean Baptiste Lully, Jean Marie Leclair,
Michel-Richard Delalande, Jean Joseph Mouret, Georg Philipp
Telemann, Georg Friedrich Händel, Arcangelo Corelli, John
Stanley, Johann Sebastian Bach, Henry Purecell, Tommaso
Albinoni, Jeremiah Clarke, William Boyce, Francesco Manfredini,
Antonio Vivaldi, Thomas Arne und Domenico Gabrieli (u.a.
Adagio von Albinoni, Marche Royale von Lully und Sinfonie des
Fanfares von Mouret)

Volume 3: 15 Stücke von André Campra, Henry Purcell, Antonio
Vivaldi, Giuseppe Tartini, Georg Philipp Telemann, Thomas Arne,
Francesco Manfredini, Tommaso Albinoni, Giovanni Battista
Pergolesi, Georg Friedrich Händel und John Stanley (u.a. Rigaudon
von Campra aus Idomeneo und Trumpet Gavotte von Purcell)
Volume 4: 17 Stücke von Henry Purcell, Georg Friedrich Händel,
Johann Sebastian Bach, Anthony Holborne, Georg Philipp
Telemann, William Boyce, Jean François Dandrieu, Michel-
Richard Delalande, Johan Helmich Roman, Jean Joseph Mouret
und Tommaso Albinoni (u.a. Air aus der Wasssermusik und
Rejoicing aus der Feuerwerksmusik von Händel)

Volume 5: 17 Stücke von Petronio Francheschini, John Bull, Jaques
Aubert, Jaques Chambonières, Jeremiah Clarke, Georg Friedrich
Händel, John Travers, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach,
Maurice Greene, Georg Philipp Telemann, Charles Wesley,
William Selby und Giuseppe Torelli (u.a. die D-Dur Air und die
Sinfonia "Gottes Zeit ist die beste Zeit" von Bach)

Volume 6: 16 Stücke von Nicholas Guy, Domenico Gabrieli, Henry
Purcell, Johann Pachelbel, Arcangelo Corelli, Johann Sebastian
Bach, Georg Friedrich Händel, Willem de Fesch, John Stanley,
Antonio Lotti, Johann Konrad Ferdinand Fischer, Thomas Vincent
und Johan Helmich Roman (u.a. den Bach Choral "Jesus bleibet
meine Freude" aus der Kantate 147)                                                                 

L'organista nuziale
Der Hochzeitsorganist

Ricordi & C. Editori, Milano Nr. 132909

12 besonders einfach und kurz, aber klangvoll gesetzte populäre Werke nicht nur für Hochzeiten. Enthalten sind Wagner: Hochzeitsmarsch, Mendelssohn: Hochzeitsmarsch, Bach: Air (sehr vereinfacht), Händel: Largo, Schubert: Ave Maria, Marcello: Adagio, Schumann: Träumerei, Corelli: La Follia, Albinoni: Adagio, Gounod: Ave Maria (ohne Bachs Cembaloarpeggien aber mit einem schönen ausgeklügelten Schreitbaß), Rubinstein: Melodie und Schubert: Impromptu.                                                                                                                                         

 Pedaliter mittel bis leicht schwer                                                                                          

The Complete Organist, Vol.1-3
One Hundred Pieces for Manuals

Kevin Mayhew Ltd, Bruy St.Edmunds,
ISBN 0 86209 324 4, ISBN 0 86209 420 8, ISBN 0 86209 491 7

Hier gilt das obengesagte für die manualiter Bände genauso, nur das diese Bände sozusagen noch eins draufsetzen. Die Auswahl ist überaus gelungen und schon der erste Band vermag lange zu beschäftigen und ist bei mir Standwerk zum Orgelunterricht geworden. Für die Fülle an schönen und auch wichtigen Werken ist hier leider kein Platz, aber auch hier macht es die Mischung aus Originalwerken und Transkriptionen. Fast alle bedeutenden Komponisten sind vertreten und wichtige Standardwerke für bestimmte Gelegenheiten in gutem Arrangement, so Händels "Largo" und der "Einzug der Königin von Sheba", Bachs "Air" und Choral "Jesu bleibet meine Freude", Vivaldis "Winter" und "Sommer" aus den Jahreszeiten, César Francks "Panis angelicus", Faurés "Pie Jesu" aus dem Requiem, Elgars "Nimrod" und "Angels Farewell", Mendelssohns "O Ruhe im Herrn" aus dem Elias, Griegs "Ases Tod", Charpentiers Vorspiel zum Te Deum (Europafanfare) und Mahlers Adagietto aus der 5. Symphonie. Aber vieles gilt es zu entdecken und vermag absolut zu überzeugen, wie "Royal Nights - A Ceremonial March" des jungen Christopher Tambling, Evening Prayer von Henry Smart, Folk tune von Christopher Tambling, die bezaubernde Aria von Noël Rawsthorene und der eigenwillige March von John Marsh. In den anderen beiden Bänden setzt sich diese Mischung fort, zugunsten der unbekannteren Werke und völlig überraschenden Entdeckungen. Ich empfinde die drei Bände als ein Muß für jede Organistenbibliothek.                                                   

The Essential Organist
60 Stücke für alle Gelegenheiten

Kevin Mayhew Ltd, Bruy St.Edmunds, ISBN 0 86209 494 1

Wenn man nun nicht die drei vorgenannten Bände kaufen mag, aber wenigstens für alle Gelegenheiten mit den meist gewünschten Werken abgesichert sein will und darüber hinaus noch ein paar Schmankerln mitzunehmen gewillt ist, empfiehlt sich dieser Band. Die Transkriptionen der berühmten und ständig bei Kasualien
geforderten Stücke sind sehr gut spielbar und gelungen. Die anderen Werke ergänzen den Band sinnvoll und apart. Neben den üblichen Werken, wie schon vorgenannt sind kleine Perlen darin, wie z.B. Elgars Chanson de Matin, Alfred Hollins Trumpet Minuet, "Der Schwan" von Camille Saint-Saëns, Gymnopédie I von Erik Satie Chopins c-moll Prelude. Bachs d-moll Toccata ist allerdings um die Fuge beschnitten und Widors berühmte F-Dur Toccata aus der V. Symphonie ist in der erleichterten Fassung von Colin Hand abgedruckt, na ja - wenn's den einen oder anderen Organisten damit "rettet", ich jedenfalls mag diese Simplifizierung allerdings nicht.                                                                                                                       

Pipe Dusters (Pfeifenputzer) a "pull-out-all-the-stops" collection for the church organist
Vol.1-3, Lorenz Publ. Comp., Dayton, Ohio. KK 383-3, KK 443-5 70/1088L-3

Dies als Tip für Organisten mit Sinn für Humor und dem Feeling für das etwas "Andere". Pipe Dusters meint Pfeifenputzer oder Pfeifenausbläser und ist eigentlich ein Werkzeug für den geneigten Pfeifenraucher. Erfreulich bei dieser urigen Sammlung, daß nicht nur "pull-out-all-the-stops", also Tutti-Stücke enthalten sind. Für alle, die etwas außerhalb der ausgetretenen Pfade gehen mögen, eine willkommene Sammlung wiederum aus Original und Bearbeitung von Barock über Mozart zu Gegenwartskomponisten mit Gespür für Klangsinn und dem Schreiben von Musik mit Spaß am Spielen und Zuhören. Es ist schon empfehlenswert, alle drei Bände zu besitzen.                                                                                                                                                                                                                                                                                           

                                                                                                                                                                                                                                                   

                                                                                                                               

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