Journal für Orgel, Musica Sacra und Kirche

                   ISSN 2509-7601

                                                                                                                                                                           

                                                               


                                                                                                                                                                  

... es blüht hinter uns her - zum Tod von Almut Rößler am 14. Februar 2015:    Almut Rößler ist in der Nacht von Freitag auf Samstag, am 14. Februar nach längerer Krankheit in Düsseldorf verstorben.

„Sie hat auf der Orgel Klänge gezaubert, die wir niemals zuvor gehört haben“, sagte Pfarrerin Renate Zilian von der Evangelischen Johannes-Kirchengemeinde im Sonntagsgottesdienst. Hier war die Verstorbene über 30 Jahre lang, von 1967 bis 1997 als Kirchenmusikerin tätig. 1977 wurde sie zur Professorin an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf ernannt. Almut Rößler hat sich als Messiaen-Interpretin über viele Jahre einen Namen gemacht. Ihre umfangreichen Kenntnisse beruhen auf einer langjährigen engen Zusammenarbeit mit dem Komponisten. Seinen Zyklus "Méditations sur la mystère de la Sainte Trinité" brachte sie 1972 zur europäischen Uraufführung, das Werk "Livre du Saint Sacrement" wurde von ihr 1986 in den USA uraufgeführt und ebenfalls erstmalig in Europa gespielt.

„Mit ihrer inspirierenden, tief im Glauben verwurzelten ernsthaften Art, mit Musik das Evangelium zu verkünden, wird sie uns Düsseldorfer Kolleginnen und Kollegen Vorbild und Ansporn bleiben“, würdigt der Kantorenkonvent des Düsseldorfer Kirchenkreises in einer ersten Stellungnahme die Verstorbene.  (Michael Grüber, ORGANpromotion)
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Almut Rößler - Düsseldorf trifft Werl

Ein warmherziges Konzert der besonderen Art - das bekommt man nicht alle Tage geboten. Almut Rößler wusste es zu bieten. Einerseits erklang erhabene bis ernste Musik im neoromanischen Raum der Wallfahrtsbasilika zu Werl, andererseits schwang die gelassene und abgeklärte Fröhlichkeit der Interpretin mit. Freundlich-unaufdringliche Blicke und Grüße ins Publikum erzeugen eine Stimmung - so ganz nebenbei. Details am Rande machen die Atmosphäre einer Performance aus, die dann lange Zeit im musischen Herzen schwingen kann. Und genau diese Live-Signale vermögen weder CD noch Video einzufangen.    

Almut Rößler kommunizierte vielschichtig. Ihr dem Konzert vorangestellter Vortrag war ein Element eindrücklichster Verbindlichkeit. Selbstverständlich durfte ein besonderes Eingehen auf Messiaen nicht fehlen. Wenngleich ihre These von der Kongenialität der Meister Bach und Messiaen nicht von jedem nachvollzogen werden mag, so lässt sie jedoch einen Denkprozess entstehen, der letzteren Komponisten zumindest in ein noch helleres Licht setzt. Zweifelsohne hatte sie Recht mit der Behauptung, dass das "Soli Deo Gloria" vielleicht für Bach noch relativ selbstverständlich gewesen sei, für Messiaen hingegen wohl beachtlich weniger.      

Allein die Ruhe, mit der Almut Rößler nach dem Vortrag den relativ langen Weg vom Ambo bis zum Emporen-Spieltisch zurücklegte, zeugte von der Erfahrung, im Leben zu wissen, worauf es wirklich ankommt. Hier konnte man auch an diesen Dingen exemplarisch lernen, wie man sich vom Zivilisationslärm erholen kann. Wie hieß noch gleich das mitunter vergessene Schlagwort: "engagierte Gelassenheit"?

 

Insbesondere die Bach-Werke zeichneten sich in ihrer Darstellung durch ein betont sensibilisierendes Öffnen und Schließen von Phrasen aus. Jede Einheit wurde zelebriert, ohne die Gesamtdramaturgie aus dem Blick zu verlieren. Das nahezu - jedenfalls zwischenzeitige - kammermusikalische Spiel der großen e-Moll-Fuge kostete die Nuancen aller Teilwerke der Stockmann-Orgel aus.

Rößler wusste dramaturgisch zu inszenieren. Ihr Programm war mehr als durchdekliniert. Wer sich bereits im Vorfeld an den hier und da kritisierten tonalen Käfig des Meisters Messiaen gewöhnt hatte, durfte mit den "Archaischen Variationen" von Jürg Baur etwas recht Neues an musikalischer Farbe kennenlernen. Erst im letzten Messiaen-Werk wurde die Stockmann-Orgel "voll ausgefahren" und konnte so nach sehr vielen detailreichen Registrierungen umso mehr an Größe und beachtlicher Kraft zeigen.

Dass sich die Interpretin allen Fotografen und Autogrammjägern gegenüber als geduldig erwies, bedarf sicherlich keiner besonderen Erwähnung. Dass sie das jedoch nach dem Konzert auch noch äußerst witzig und charmant am Spieltisch bewältigte, spricht für ihre Gelassenheit. Als zu guter Letzt ein Trophäensammler gleich vier CDs und noch ein Plakat signiert haben wollte, sprach sie amüsiert von "wahren Exzessen". Kurzum: Almut Rößler war echt cool drauf.  (mpk) 


Konzertprogramm

Disposition der Stockmann-Orgel 62/IV/P (Wallfahrtsbasilika Werl)                                     

                                                                                                                                                                                                                                                                       

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